News Beitrag WorkMed AG
13.10.2022

Interview zum Pilotprojekt: Gruppentherapie Arbeit & Psyche

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In Kooperation mit der Klinik Schützen hat Workmed eine spezifische Gruppentherapie konzipiert, welche das Thema Arbeit in den Fokus rückt.

Unser Expertenteam, Tanja Kuhn und Sunsha Chamakalayil, beantwortet Fragen zum Gruppenangebot:

Wie ist die Idee einer Gruppentherapie zu «Arbeit und Psyche» entstanden?

S.Ch.: Im Austausch mit der Klinik Schützen hat sich herausgestellt, dass es allgemein wenig Gruppentherapie-Angebote gibt, geschweige denn zum Thema Arbeit und Psyche. Und das obwohl die Wirksamkeit von Gruppentherapien in anderen Bereichen nachgewiesen ist.

T.K.: Dabei würde sich der spezifische Fokus «Arbeitswelt» sehr gut für die Bearbeitung in einer Gruppe eignen, da sich viele Probleme gerade im Zwischenmenschlichen und in der Kommunikation abspielen.

S.Ch.: Die fachliche Ergänzung zwischen WorkMed und dem Ambulatorium der Klinik Schützen in Aarau hat sich dann als sehr passende Ausgangslage für solch eine Pilotierung angeboten. Die Gruppe wird sowohl durch psychiatrische Fachpersonen, wie auch solche aus der Arbeitsrehabilitation und Eingliederung geleitet.

Wie unterscheidet sich dieses Angebot von anderen Gruppenangeboten oder Coachings?

T.K.: Unsere Gruppentherapie zeichnet sich durch den thematischen Schwerpunkt aus. Es geht darum arbeitsrelevante Themen in der Gruppe zu besprechen. Die Mischung aus Erfahrungsaustausch unter den Teilnehmenden und kurzen Theorie-Inputs bietet eine Plattform, um wichtige Aspekte des Arbeitsalltags und des Wiedereinstiegs zu thematisieren. Beispielsweise, wie man am Arbeitsplatz etwas anspricht, welche Werte dahinterstecken oder wie sich der eigene Umgang mit Stress von demjenigen der anderen Teilnehmenden unterscheidet.

S.Ch.: Zusätzlich zum Erfahrungsaustausch entsteht in einer Gruppe anders als in einem Einzelcoaching ein Zugehörigkeitsgefühl, das stärkend wirken kann. Gleichzeitig erleben wir als Therapeutinnen und Therapeuten die Personen in einer sozialen Situation und können Verhaltensmuster erkennen. So kann man in einer Gruppentherapie auch realistischer üben und so direkter am Verhalten und den sozialen Kompetenzen arbeiten, z.B. mittels Rollenspielen.

Wie ist Eure Zwischenbilanz zum laufenden Programm?

S.Ch.: Geplant sind 6 Module zu unterschiedlichen Themen mit jeweils 3 Sitzungen. Wir haben bisher die Module zum Thema Stressbewältigung, Umgang mit Ängsten und Prioritätensetzung, sowie Kommunikation und soziale Kompetenzen gemacht. Mein Eindruck ist, dass wir eine sehr offene, interessierte und aktive Gruppe haben, wo die Teilnehmenden einen sehr wertschätzenden Umgang pflegen und sich aktiv gegenseitig unterstützen.

T.K.: Ja absolut, ich sehe auch eine intensive Zusammenarbeit der Teilnehmenden. Sie kennen sich mittlerweile gut, zeigen echtes Interesse daran, wo die anderen beruflich stehen und tauschen sich kritisch aus. Als Gruppenleitung muss man sich manchmal fast wehren, um zu Wort zu kommen – aber genau so soll es sein. Es findet eine angeregte Diskussion statt. Die Theorie-Inputs finde ich sinnvoll, einerseits im Sinne einer Psychoedukation, andererseits als Anregung, sich auch über etwas schwierigere oder unangenehme Themen in der Gruppe auszutauschen.

Was schätzen die Teilnehmenden bis jetzt speziell an der Gruppe?

T.K.: Alle sind beruflich in einer Zeit des Umbruchs. Teilweise sind die Teilnehmenden in einem Aufbauprogramm nach einer längeren Arbeitsunfähigkeit, zum Teil im Wiedereinstieg am Arbeitsplatz oder an einer ganz neuen Stelle. Ich habe den Eindruck, dass sie sich gegenseitig eine Stütze in dieser turbulenten Zeit sind.

S.Ch.: Diesen Eindruck teile ich ebenfalls. Die Teilnehmenden bringen oft die aktuellen Herausforderungen, wie z.B. ein anstehendes Vorstellungsgespräch in die Gruppe ein und können über ihre Ängste und Sorgen offen reden. Sie erfahren Verständnis, können von den Erfahrungen der anderen profitieren und erhalten oft Unterstützung in Form von Tipps und Vorschlägen. Ebenfalls bekommen sie von uns Fachpersonen konkrete Informationen über Möglichkeiten oder zu den nächsten Schritten im Wiedereingliederungsprozess.

Anmerkung: Die Gruppentherapie findet im Ambulatorium der Klinik Schützen in Aarau, unter der Co-Leitung von 4 psychologischen / psychiatrischen Fachpersonen statt (Dr. Jochen Übel, Evelyne Manni, Tanja Kuhn und Sunsha Chamakalayil).